Eine kleine Kirchengeschichte


853
Schongau wird als Eigentum der Abtei Zürich erwähnt. Ca 1000 Stiftung einer romanischen Kirche in Oberschongau durch die Grafen von Lenzburg. Kirchenpatron: Hl. Ulrich

1036
Graf Ulrich von Lenzburg bestätigt, dass die Kirche Schongau zum Besitz des Kollegiatstifts Beromünster gehört.

1415
Der Stiftsprobst von Beromünster und die Regierung in Luzern teilen sich die Hoheit über die Kirche Schongau.

Um 1500
Neubau der Kirche im gotischen Stil.

1504
Weihe von Friedhof und Kirche Oberschongau wird „zu unserer lieben Frau auf Lindenberg“.

1609
Oberschongau bekommt ein neues Pfarrhaus neben der Kirche.

17. Jh.
Die Kirche bekommt ihren heutigen Turm.

1700
Erweiterung der bestehenden Kirche in Oberschongau.

1798
In der französischen Revolution kommt das ganze Seetal zum Kt. Luzern. Die Bindung zu Beromünster löst sich faktisch auf.

1804
Der Schongauer Kirchenstreit wird beendet. Die Kirchgänger aus Rüedikon bekommen die rechtsgültige Zusage, während der Gottesdienste die hintersten Bänke in der Kirche benutzen zu dürfen.

1807
Am 6. November wird die Kapelle in Rüdikon feierlich eingeweiht.

1923/24
Bau der neuen Pfarrkirche in Mettmen-Schongau. Die alte Pfarrkirche samt Friedhof wird aufgegeben.

1925
Am 22. Juli wird die Kirche geweiht.

1951
Restauration der alten Pfarrkirche durch die Stiftung „Wallfahrtskirche Oberschongau“.

1957
Am 22. Juni wird die alte Pfarrkirche neu eingeweiht und den Paters der „Oblaten des Hl. Franz von Sales“ feierlich übergeben.

1996
Die Pfarreien St. Luzia Aesch/Mosen und St. Ulrich Schongau bilden einen Seelsorgeverband. Erstmals leitet ein Pfarreileiter-Paar die Pfarrei Schongau.

2006
Die Sales-Patres geben die Seelsorge in der Wallfahrtskirche Oberschongau auf und verkaufen das alte Pfarrhaus.

2007
Die Pfarrkirche wird innen renoviert. An Stelle der alten „Kinderbänke“ entsteht ein neuer Platz für die Liturgie.

2009
Die Pfarreien Aesch/Mosen und Schongau bekommen eine gemeinsame Pfarreileitung.

Die Baugeschichte der Pfarrkirche Schongau


Als Pfarrer Franz Sales Fessler am 9. November 1902 nach Schongau kam, gab es in Oberschongau eine alte Kirche aus dem Jahre 1700. Diese war veraltet und viel zu klein für die 767 Schongauer und Schongauerinnen. Zudem stand sie nicht in der Mitte der 4 Dörfer von Schongau. Pfarrer Fessler wollte bald eine neue Kirche bauen, aber die Schongauer wollten nicht.

In der Mitte der Gemeinde suchte der Pfarrer einen Bauplatz und liess sich diesen im Jahre 1911 vom Chorherr Kaspar Graf schenken. Der Bauplatz stand in Mettmen-Schongau. Bei Verwandten und Freunden sammelte Franz Fessler eifrig Geld für eine neue Kirche, und als er 100’000 Franken zusammen hatte, sagte er es den Schongauern. Diese verboten ihm, auswärts Bettelpredigten zu halten. Schliesslich seien die Schongauer Bauern wohlhabend. Da kaufte Pfarrer Fessler im November 1913 300'000 Backsteine, die gerade Aktion waren. Er liess sie an einem einzigen Tag von den Schongauer Bauern vom damaligen Bahnhof Fahrwangen gratis auf den Bauplatz in Mettmen bringen - mit Ross und Wagen natürlich.

Jetzt sahen auch die Schongauer ein, dass es ihr Pfarrer ernst meinte mit dem Kirchenbau. Sie beschlossen am 19. Oktober 1913, die Kirche in Mettmen zu bauen. Am 23. November 1913 wählten sie eine Baukommission, und wollten bereits eine Woche später - am 1. Dezember - mit dem Spatenstich ihre neue Kirche beginnen. Doch dann weiteten sich die Balkankriege zum 1. Weltkrieg aus (28. Juni 1914). Die Männer von Schongau mussten an die Grenze. Es fehlte an Geld und Arbeitskräften, um an den Kirchenbau zu denken. Als der Krieg mit dem 11. November 1918 offiziell zu Ende war, wurde alles teurer. 1918 kam eine grosse Grippe-Welle, 1920 eine Viehseuche und brachte Unheil über Haus und Stall.

Dann ging alles ziemlich schnell. Pfarrer Fessler legte eines Tages der Baukommission fixfertige Pläne von Kirche und Pfarrhaus vor. Arthur Betschon aus Baden hatte sie gezeichnet. Eine grosse Geldsammlung im Frühjahr 1922 leitete den Kirchenbau ein. Pfarrer Fessler zog von Haus zu Haus. Wer wollte, konnte ein Kirchenfenster schenken, oder ein Beichtstuhl, eine Glocke, ein Orgelregister oder gar eines der grossen Gemälde an der Kirchendecke. Die Leute machten jetzt wacker mit. Sogar aus Amerika kam eine Spende von 3000 Franken. 

An Pfingsten (4. Juni) 1922 wurde an der Kirchenversammlung der Bau der Pfarrkirche einstimmig beschlossen. Am 9. Oktober 1922 wurde mit den Fundamenten begonnen. Die Arbeiten im Boden konnten am 23. Dezember beendet werden. Über den Winter wurden sie zugedeckt. 

Am 29. April 1923 wurde der legendäre Grundstein gesetzt, in welchem neben zeitgenössischen Briefmarken, Münzen und Fotos auch einige Barthaare des Pfarrers ein Plätzchen finden. Zügig wurden die Mauern hochgezogen. Am 30. Juli war Aufrichte, am 15. November war auch der Kirchturm fertig gebaut.

Das Jahr 1924 stand ganz im Zeichen des Innenausbaus. Am 1. Oktober konnte das Gerüst in der Kirche entfernt werden, am 10. Oktober hielt der Kirchenchor die erste Probe und am 13. Oktober wird die Orgel eingebaut. Am 3. Dez. war Glockenweihe, tags darauf Glockenaufzug durch die Schuljugend. Der Pfarrer konnte es nicht lassen, am 22. Dezember das neue Pfarrhaus und die neue Pfarrkirche zu beziehen - vorerst mit einem „Notaltar“.

Nachdem der gottesdienstliche Betrieb bereits vor der Jahreswende endgültig aufgenommen worden war, wurde die Kirche im folgenden Jahr noch rechtens eingeweiht. Am 22. Februar 1925 wurde die Orgel eingesegnet. Und am 22. Juli fand dann die feierliche Weihe der Eingänge, des gesamten Kirchenraumes, des Taufsteins und der Altäre statt. Doch damit nicht genug der Feierlichkeiten: Am Weihetag selber feierte - wohl nicht ganz zufällig - Pfarrer Franz Sales Fessler sein silbernes Priesterjubiläum. Am folgenden Tag wurden 104 Buben und Mädchen gefirmt, ebenso eine 70-jährige Frau, die zum katholischen Glauben übergetreten war. Am 26. Juli feierte Martin Furrer von Rüdikon seinen Primizgottesdienst am neu geweihten Hochaltar.

1982 wird der Kirchturm sowie die Gebäudehülle aussen renoviert. Ein besonderes Aguenmerk schenkte man der Isolation. So wurde das ganze Deckengewölbe im Estrich mit einer doppelten Isolationsschicht überzogen. Die historischen Fenster wurden neu gefasst und doppelt verglast. 

Im Jahr 2007 wurde der Kirchenraum innen renoviert. Wände und Decken wurden gereinigt, wo nötig ausgebessert und neu gestrichen. Die "Kinderbänke" im Vorderschiff wurden entfernt und durch eine grosszügige Liturgiezone ersetzt, die vom Obwaldner Künstler Hans-Peter Von Ah gestaltet wurde.

Schon gewusst,

dass am Josefstag 1924 die Kirchenfenster eingesetzt wurden. Der 19. März wurde erst 1942 zum arbeitsfreien Feiertag - aus Dank für den unfallfreien Kirchenbau?

dass als erstes am 24. Jan. 1925 gleich zwei Beerdigungen auf dem neuen Friedhof stattfanden: ein 38-jähriger Mann und ein 1 Tag altes Mädchen?

dass sich bereits am 8. Januar 1925 zwei Glocken lösten und auf den Turmboden krachten?

Geschichte der Wallfahrtskirche Oberschongau


Laut einer Sage war in den ersten christlichen Jahrhunderten auf dem gleichen Platz, wo heute die Wallfahrtskirche steht, eine Kapelle, die der Gottesmutter Maria geweiht war. Noch im Jahre 1505 wird die Kirche in einem Entscheid über die in derselben anfallenden Opfer „Die Kilche unser lieben Frowen zen Schongau“ genannt.

Im Jahr davor war die Kirche bedeutend erweitert worden. Hochalter, Seitenaltäre und Kirchhof waren geweiht worden und als Jahrestag der Einweihung wurde der erste Sonntag nach dem Fest des Hl. Ulrichs bestimmt. Eine zweite namhafte Vergrösserung wurde 1700 vorgenommen. 1757 wurde dann das Vorzeichen an die Kirche gebaut.

Seit dem Neubau der grossen Pfarrkirche 1924 in Mettmen-Schongau verlor sie an Bedeutung.

Seit der Renovation von 1951-57 wird sie als beliebter Marien-Wallfahrtsort von Einheimische und Fremde besucht und ist auch als Hochzeits-Kirche weit herum beliebt. Von 1952 bis 2007 wurde die Wallfahrtskirche von einem Pater der „Oblaten des Hl. Franz von Sales“ betreut, die dort auch ihren Provinz-Friedhof haben.

Kapelle Rüedikon


In Rüedikon stand seit Menschengedenken eine kleine Kapelle. Die Korporationsgenossen von Rüedikon versprachen 1787 im Zusammenhang mit dem Kirchenstreit, eine neue Kapelle zu bauen. Der Bau unterblieb jedoch bis 1804. Nach einer neuerlichen Sammlung wurde die Kapelle 1804-07 gebaut. Die Kapelle wurde am 6. November 1807 – zusammen mit der damaligen Kapelle in Mettmenschongau – von Pfarrer Schmid aus Hitzkirch geweiht. Im kleinen Turm hängten sie eine Glocke, die jedoch 1822 schmolz, als beim Dorfbrand, neben 7 Häusern auch der Kirchturm verbrannte.
Der Turm wurde wieder aufgebaut und eine neue Glocke gegossen, die noch heute täglich zur Betzeit läutet.

Die Kapelle wurde 1974 innen und aussen renoviert und 1975 unter den Schutz der Kantonalen Denkmalpflege gestellt.

Andere geschichtlich interessante Informationen

Pfarrer Alois Röthelin führt die Strohflechterei ein (1832)


Als Anfang 1800 eine kleine Baumwollspinnerei nach Oberschongau kam, wurde die Spinnarbeit in den Häusern verdrängt. Viele Familien büssten damit einen Teil ihres Einkommens ein. Pfarrer 

In den Jahren 1822-40 wirkte Pfarrer Alois Röthelin aus Beromünster in Schongau. Ihm war es ein Anliegen, dass die zuweilen kleinen Bauernbetriebe mit Heimarbeit ein Zubrot verdienen konnten. Darum brachte er 1832 die Strohflechterei nach Schongau. Ebenfalls Hanf und Rosshaar wurden gestrickt. 
Röthelin war mit einigen Fabrikherren in Wohlen befreundet, die ihm für seine Schongauer Arbeit und Arbeitsmaterial verschafften. Er richtete in Bauernstuben eigens Flechtschulen ein. Der Pfarrer bestimmte für jede Schule eine Aufseherin, die zugleich Meisterin war. Mit riesenhafter Schnelligkeit war diese Industrie im Dorf eingeführt, so dass bald jedes Haus eine Flechtstube hatte. Mit dieser Arbeit konnten grosse Summen verdient werden. Leider mussten oft Kinder schon früh am Flechttisch sitzen und konnten nicht mehr in die Schule gehen. Mit dem 1. Weltkrieg (1914-18) brach das Gewerbe ein und konnte sich nicht mehr erholen. (Quelle: J. Herzog, Heimatkunde von Schongau, 1928, S. 83)

Eduard Herzog wird erster christkatholischer Bischof (1841 - 1924)


Eduard Herzog war der erste Bischof der christkatholischen Kirche. Aus dem luzernischen Schongau stammend, war er Neffe von Stiftspropst Joseph Burkard Leu, der ihn durch sein wenig konformistisches Denken prägte. Er wuchs auf dem Peyerhof auf. Herzog begann sein Theologiestudium in Luzern und wurde später in Tübingen durch Hefele und in Bonn durch Reusch entscheidend angeregt. Bereits 1868 wurde er Professor der Exegetik und der hebräischen Sprache an der theologischen Lehranstalt in Luzern. Nach dem Besuch des Altkatholikenkongresses in Köln 1872 schrieb er Bischof Lachat einen Abschiedsbrief, den er dann im "Bund" veröffentlichte. Dies zog ihm die Exkommunikation zu. Um all seine Ämter gebracht, folgte eine Zeit finanzieller und gesellschaftlicher Schwierigkeiten, welche aber durch die Berufung als altkatholischer Pfarrer von Krefeld behoben wurden. Im März 1873 berief ihn die katholische Kirchgemeinde Olten an ihre Pfarrstelle. Die Nationalsynode der christkatholischen Kirche der Schweiz wählte ihn an ihrer ersten Session am 14. Juni 1875 zum Bischof. Am 18. September 1876 wurde Herzog vom deutschen Bischof J.H. Reinkens in Rheinfelden die Bischofsweihe erteilt. 

Eduard Herzog stellte sich damals voll hinter das Anliegen der Oekumene. Er setzte sich vor allem für die Herstellung der Gemeinschaft mit den anglikanischen und orthodoxen Kirchen ein. Dabei standen für ihn anfänglich die Anglikaner im Vordergrund. 

1878 nahm Herzog an der 2. Lambethkonferenz teil, welche ihrerseits ihre Sympathie für die im Kampf und im Aufbau begriffene altkatholische Kirche ausdrückte. 1879 erwiderte die Nationalsynode die Botschaft der Lambethkonferenz mit dem Bekenntnis, dass man mit den anglikanischen Kirchen in wesentlichen Dingen auf demselben Fundament stehe. Am 13. Juli desselben Jahres spendete Herzog in der gallikanischen Kirche in Paris die Firmung. An diesem Gottesdienst nahmen auch anglikanische Geistliche teil. Herzog schrieb in sein Tagebuch: "Die Interkommunion wurde damit tatsächlich konstatiert." 
Einen Monat später, am 10. August 1879 kommunizierten in einem Gottesdienst in der Berner Kirche Peter und Paul der deutsche altkatholische Bischof Joseph Hubert Reinkens, der schottische Bischof Henry Cotterill von Edinburgh, Père Hyacinthe Loyson und Bischof Eduard Herzog gemeinsam. Sie bekundeten damit zum ersten Mal ihre kirchliche Gemeinschaft untereinander. Das Ereignis rief jedoch in der schottischen Episkopalkirche Proteste hervor und führte zu einer starken Verstimmung der Kirche von Utrecht, welche die anglikanischen Weihen nicht als gültig betrachtete.

Im Jahre 1880 besuchte Bischof Eduard Herzog auf deren Einladung hin die Episkopalkirche in den USA. An mehreren Orten hielt er Gottesdienste und spendete die Firmung. Dem Haus der Bischöfe übergab er das christkatholische Altarbuch als Geschenk. Dieses wurde so positiv aufgenommen, dass die christkatholische Liturgie in der Episkopalkirche Verwendung fand. In seinem Reisebericht, welcher 1881 veröffentlicht worden ist, spricht Herzog davon, dass er mit der bischöflichen Kirche in den USA in völlige Kirchengemeinschaft getreten sei, welche er als Interkommunion bezeichnet. 
"Die kirchliche Gemeinschaft zwischen uns und der anglo-amerikanischen Kirche ist nach jenem von der Apostelgeschichte gegebenen Massstabe sachlich gerechtfertiget, wenn von den beiden Theilen gesagt werden kann: Sie verharren in der Lehre der Apostel sie besitzen dasselbe Priestertum und feiern dasselbe eucharistische Mahl." 
(Bischof Eduard Herzog, Hirtenbrief über die kirchliche Gemeinschaft mit der anglo-amerikanischen Kirche, 1881).

1881 erfolgte ein denkwürdiger Besuch der Bischöfe Reinkens und Herzog in England. Jedoch wollten die andern altkatholischen Kirchen Herzog in seinen Einheitsbemühungen nicht weiter folgen. Gleichzeitig setzte auch in der Kirche von Enland eine Periode ein, in der entweder die hochkirchlichen Bischöfe durch liberale ersetzt wurden, welche wenig Interesse an der altkatholischen Bewegung zeigten, oder die verbleibenden hochkirchlichen Bischöfe in der Annäherung an Rom eine bessere Alternative sahen, da sich die Altkatholiken nicht zu einer Massenbewegung entwickelt hatten.

Quellen:
Walter Herzog: Bischof Dr. Eduard Herzog,, Laufen 1935
www.christkath.ch